Öl: Fluch oder Segen?

Juni 4, 2010 Aus Von Marc Szeglat

Die Öl-Katastrophe im Golf von Mexiko macht es wiedereinmal deutlich, dass Fluch und Segen oft eng beieinander liegen. Erdöl ist eine der wichtigsten Rohstoffressourcen unseres Planeten; es liefert Energie und ist in der chemischen Industrie praktisch unverzichtbar. Viele Errungenschaften unserer modernen Zivilisation verdanken wir diesem fossilen Energieträger.

Doch jede Münze hat 2 Seiten: das Verbrennen fossiler Kohlenwasserstoffe setzt enorme Mengen von Treibhausgasen frei, die Maßgeblich für den globale Klimawandel verantwortlich sind. Zudem werden Kunststoffe und andere Produkte der chemischen Industrie, die aus Erdöl hergestellt werden, nur schwer wieder abgebaut, wenn sie denn als Müll in die Umwelt landen. Last but not least, schädigt das Rohöl selbst die Umwelt, wenn es, wie nun im Golf von Mexiko durch einen Unfall freigesetzt wird. Dabei erfahren wir meistens nur etwas von den Umweltschädigungen durch die Ölindustire, wenn es sich vor der Allgemeinheit nicht verbergen lässt. Aber täglich gelangen unvorstellbare Mengen Rohöl in die Natur; meistens durch defekte und undichte Pipelines, die sich über Tausende Kilometer durch die letzten Naturreservate unseres Planeten ziehen. Besonders schlimm betroffen ist der ferne Oste Russlands. In Sibirien sind bereits ganze Landstriche ölverseucht. Aber auch im Amazonasgebiet, in Afrika (Nigeria), im Orient und in Alaska gibt es undichte Ölleitungen.

Das schwarze Gold verdankt seine Existenz den dynamischen Prozessen der Erdkruste und natürlich der Sonne. Im Prinzip wurde im Erdöl die Sonnenenergie von Jahrmillionen gespeichert. Die Sonne ließ (und lässt) Pflanzen wachsen indem durch Photosynthese Kohlenhydrate hergestellt wurden. Somit wurde Sonnenenergie in organische Materie umgewandelt. Erdöl entstand überwiegend aus Algen und Plankton. Nach dem Absterben sanken die kleinen Organismen auf den Meeresboden und wurden zusätzlich mit Sedimenten zugedeckt. In großen Wassertiefen und unter der Sedimentabdeckung konnte die organische Materie nicht verfaulen. Statt dessen bildete sich ein Schlamm, der dann in Kerogen umgewandelt wurde. Die Sedimentschicht wuchs über die Jahrmillionen und das Kerogen gelangte somit in immer tiefere Erdschichten. Druck- und Temperatur nahmen stetig zu. In ca. 4 km Tiefe wandelte sich das Kerogen in Erdöl und Erdgas um und sammelte sich in den Poren des umgebenen Gesteins. Normalerweise wandert (migrierte) das leichte Öl Richtung Erdoberfläche, wo es auf natürliche Weise austreten kann. Damit sich eine Lagerstätte bildete, musste es zudem eine Deckschicht (z.B. aus Ton-Sediment) geben, die das poröse Gestein nach oben abdichtet. Störungszonen, an denen das Speichergestein vertikal versetzt ist, verhindern eine seitwärts gerichtete Migration des Erdöls, indem die Dichtschicht auf  das Niveau des Speichergesteins verschoben wurde.

Neben diesem allgemein anerkannten Model zur Entstehung des Erdöls gibt es Modelle, die besagen, dass Erdöl auch anorganisch entstehen kann und im Erdinneren ständig neu entsteht.

Betrachtet man die Entstehungsgeschichte des Erdöls, wird einem Bewusst, wie endlich dieser wertvolle Rohstoff ist. In Bezug auf das Klima wird aber auch deutlich, dass dem Ökosystem über Jahrmillionen beträchtliche Mengen organischem Kohlenstoff entzogen wurde und somit auch eines der wichtigsten Treibhausgase: Kohlendioxid. Das Kohlendioxid wird bei der Verbrennung des Öl wieder freigesetzt und zwar in dem Maße, wie es auch bei der Verwesung der Pflanzen entstanden wäre. Das bedeutet aber auch, dass die Erde von Natur aus ein viel wärmeres Klima hätte, wenn es nicht zur Bildung der Öllagerstätten gekommen wäre. Prozesse, die Jahrmillionen dauerten, werden vom Menschen in wenigen Jahrzehnten wieder zunichte gemacht, indem Kohlenwasserstoffe verbrannt werden!

Dem nicht genug! Gelangt das Erdöl wieder an die Oberfläche vernichtet es Leben. Pflanzen und Tiere werden von der klebrigen Substanz eingehüllt und vergiftet.

Die Schäden der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko sind noch nicht absehbar. Sollte das Öl über einen noch längeren Zeitraum sprudeln, besteht sogar Gefahr, dass es über den Golfstrom bis in den Nordatlantik gelangt und dort das empfindliche Ökosystem des Nordpolarmeers zerstört.

Was machen die Verantwortlichen? Sie zeigen sich zerknirscht! Der amerikanische Präsident Barack Obama ließ in Reden mehrmals hören wie wütend er doch auf den Ölkonzern BP sei… wie lächerlich! Der amerikanische Staat verdient Milliarden an der Vergabe der Bohrlizenzen. Wenn den Regierungen nicht bewusst ist, dass die Erdölförderung eine technische Herausforderung ist, bei der immer etwas schief gehen kann, dann würde ich diese Menschen als sehr unwissend und kurzsichtig bezeichnen, dabei sind gerade diese Leute berechnend und gut beraten.

Die meisten Kriege der jüngsten Vergangenheit werden wegen dem Erdöl geführt! Kuwait, Irak, Iran, Afghanistan…. alles Länder mit Ölvorkommen, die nun von amerikanischer Seite verwaltet werden und an denen sich westliche Ölkonzerne gesund stoßen. Terrorismus und die Befreiung unterdrückter Völker sind publizistische Vorwände! Oder warum unternahm niemand etwas gegen den Genozid in Ruanda?

Wer verliert? Natürlich der Bürger. Die ökologischen Schäden betreffen uns alle, ebenso steigende Preise an den Tankstellen, denn der finanzielle Schaden wird auf den Endverbraucher umgelegt, der Gewinn bleibt bei den Konzernen. Ich frage mich wie lange wir uns das noch gefallen lassen wollen?